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Lebenszeichen

Update

Vor fast vier Jahren bin ich in Neuseeland "steckengeblieben". Damals hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich hier einmal so richtig zu Hause sein könnte. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich mich hier gemeldet und mir meine Gedanken und Erinnerungen von der Seele geschrieben habe. Was ist in der Zeit der Stille passiert? 

Nach meinem Trip auf die Nordinsel war ich vorerst auf Wohnungssuche, bin in Nelson erstmal ins Hostel gezogen und habe weiter bei Raglan Roast in Tahunanui als Barista gearbeitet. Klar, ich hatte immer noch nicht so richtig das Gefühl zu wissen, was ich tue, aber mein Boss Shane hatte Vertrauen in mich. Und nach einer Weile kannte ich die Bestellungen der allermeisten Stammkunden im Schlaf. Ich wurde besser darin, Espresso Shots zu machen, gleichzeitig die Milch für das gewünschte Heißgetränk aufzuschäumen und mich mit den Kunden zu unterhalten. Ich genoss den geselligen Job und das hektische Treiben des kleines Shops immer mehr. Wenige Tage nach meiner Rückkehr sprach eine Kundin meine Lieblingskollegin Toni an, ob sie jemanden kennen würde, der oder die gerne in ein Zimmer in ihrer alten WG ziehen würde. Sie sei auf dem Sprung nach Europa und ihr Zimmer würde in wenigen Wochen frei werden. Ihre Mitbewohner sind so ungefähr in meinem Alter, super entspannt und unternehmen ganz viel miteinander. Ich ließ Toni überhaupt nicht auf ihre Frage antworten, sondern fiel ihr ins Wort und gab der Kundin meine Nummer. Am nächsten Tag lernte ich die Mitbewohner kennen und eine Woche später war klar, dass ich einziehen würde. Wir haben über zwei Jahre zusammengewohnt, sind zweimal gemeinsam umgezogen und haben diverse Trips zusammen unternommen. Mit einer dieser besagten Mitbewohnern wohne ich heute immer noch zusammen. Wir wohnen mit zwei neuen Mitbewohnern (weil das OG Pärchen der WG inzwischen ihr eigenes Haus gebaut haben) mit zwei neuen Mitbewohnern, die ebenfalls großartig sind, in einem wunderschönen neuen Haus in Atawhai - einem Vorort von Nelson. An manchen Tagen gehen wir vor der Arbeit alle Kaffee trinken, fahren übers Wochenende oft gemeinsam weg, gehen wandern, fischen, campen, Tennis oder Squash spielen, ins Kino oder zu Konzerten. Wir wechseln uns mit dem Kochen ab und essen Abends gemeinsam, bevor wir es uns auf der Couch gemütlich machen und quatschen, einen Film schauen oder seltener ein Spiel spielen. Kurzum: ich habe mit meinen Mitbewohnern einen absoluten Jackpot geknackt, bin in einen bereits bestehenden großartigen Freundeskreis hineinadoptiert worden und mehr als glücklich immer sehr eng mit diesen wundervollen Menschen befreundet zu sein, die mir eine ganz neue Welt in Nelson gezeigt haben. 

 

Beruflich gab es auch eine große Veränderung, als eine Kundin von Raglan Roast mich ansprach und mir erzählte, dass eine Freundin von ihr eine Stelle für einen Job ausgeschrieben hat, der - so die Kundin - einfach wie für mich gemacht ist. Eine E-Mail und ein Vorstellungsgespräch später hatte ich einen neuen Job. Ich arbeite jetzt schon mehr als ein Jahr für eine Organisation, die High School Erfahrungen in Neuseeland für Teenager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anbietet. Total abwechslungsreich und interessant. Der Job ist eine tolle Mischung zwischen klassischem Bürojob, und Kontakt mit Menschen sowohl persönlich hier vor Ort mit den Schülerinnen und Schülern, Schulen, Gastfamilien etc. und via E-Mail und Telefon mit den Eltern in Europa. Ein weiteres Highlight: In den Schulferien im Frühling und Herbst, bin ich als Tourguide unterwegs und lerne immer wieder neue Seiten Neuseelands durch meinen Job kennen. Die Touren sind zwar unglaublich anstrengend und Kräfte zehrend, aber auch so unglaublich schön und bedeutsam. Viele der Kids beschreiben es als die beste Zeit ihres Lebens, es ist also wirklich etwas ganz Besonderes ein Teil hiervon sein zu dürfen.

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