· 

Höhen und Tiefen

Und dann gibt es Tage, die grau sind, auch wenn die Sonne scheint. In meinen letzten Wochen in Nelson ging es mir nicht immer gut. 

Es fing an mit dem Auszug aus meiner Lieblings WG und dem Umzug ins Hostel. Es war hart für mich, meine Privatsphäre zu verlieren und plötzlich in einem Mehrbettzimmer mit 6 Betten zu schlafen. Viele der Leute im Hostel, waren schon vor über einem Jahr hier, als ich nach Nelson gekommen bin. Aber anstatt mich über bekannte Gesichter zu freuen, deprimierte es mich eher. Wenn ich schon vor einem Jahr nicht mit ihnen rumgehangen habe, wie wahrscheinlich ist es jetzt bekannte Gesichter in Freundschaften zu verwandeln? Eine Australierin, die bei meinem ersten Einzug ins Hostel in meinem Zimmer war, sagte über das Hostel: "Es zieht dich an und saugt dich ein, aber nicht auf eine gute Art".  


In der ersten Woche hatte ich nicht viel zu tun und hing immer noch viel in der WG rum. Ich war müde und hatte wenig Interesse an zwischenmenschlichen Interaktionen oder daran neue Freundschaften zu knüpfen. Ich ging früh ins Bett, stand früh auf und verbrachte wenig Zeit im Hostel. Ich fühlte mich einsam, aber wollte auch mit niemandem Zeit verbringen. Zu allem Überfluss fiel mein Auto auch noch bei der WOF - dem neuseeländischen TÜV - durch und musste repariert werden. Eine Delle im Fahrgestell unterhalb der Beifahrertür. 


Am Wochenende begann endlich mein neuer Job als Barista. Ich war super nervös, aber es machte mir auf Anhieb Spaß! 


Weil es mir im Hostel einfach alles zu viel wurde, zog ich zu einem befreundeten Pärchen ins Gästezimmer. Ihr Haus ist chaotisch und urig und hat einen verwunschenen Gemüsegarten am Hang. Die beiden sind unglaublich herzliche und warme Menschen und ich freute mich über mein eigenes Zimmer mit Blick ins Grüne. Am vierten Tag ging es mir plötzlich schlecht. Fühlte sich nach einer fetten Erkältung an und am fünften bestätigte ein positiver Covid Test meine Befürchtung. Sieben Tage Selbstisolation. Ich verbrachte die meiste Zeit mit schlafen, Podcasts und Hörbüchern hören, in der Sonne auf dem höhsten Punkt im Garten sitzen und noch mehr schlafen. Meine Freunde (obwohl ungeimpft) haben sich zum Glück nicht angesteckt. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass es gar nicht so schlimm war. An drei oder vier Tagen kamen Freunde vorbei, um Lebensmittel, Smoothies, Kaffee, Süßigkeiten oder Ibuprofen vorbeizubringen. Ich schlug meine restliche Zeit mit Telefonaten, Youtube Videos über Kaffee und Milchschaum und tagträumen von meinen kommenden Reiseabenteuern tot. 


Nach neun Tagen ging es mir gut genug, um wieder zu arbeiten. Ein Freund reparierte mein Auto günstig und ich bestand die WOF problemlos. Ich konnte Fortschritte bei der Arbeit sehen und zog für die letzten Nächte vor meiner Reise wieder in meine alte WG auf die Couch. Ich traf mich mit Freunden, ging mit dem neuen Mitbewohner in der WG und meinem SUP (Stand Up Paddleboard) an den Strand und paddelte zur kleinen Insel vor Tahunanui. Eine Freundin, die vor Monaten aus Nelson aufgebrochen war, war plötzlich wieder da und die Welt sah auf einmal viel rosiger aus. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0