Da ich mich jetzt schon seit Monaten auf der Südinsel aufhalte, wird es wohl endlich Zeit für ein paar Fotos.
Sonntage sind seit ich Flynn kenne zu Ausflugstagen geworden. Er arbeitet in einem Milchbetrieb. Momentan werden jeden Tag Kälbchen geboren, es ist also Hochbetrieb und der arme Flynn hat nur sonntags frei. Zu meinem Glück, ist er der einzige in seinem Freundeskreis, der gern wandern geht. Er ist also fast genauso dankbar wie ich, dass er einen Wanderbuddy gefunden hat.
An unseren letzten Katerwandertagen (so nennen wir sie, weil man ja sonntags gern mal verkatert ist in Neuseeland) sind wir zur Sawyer Burn Hütte am See Hawea und auf den super bekannten Berg Roy in Wanaka gewandert.
Ich habe um ganz ehrlich zu sein, nie so richtig verstanden, was Leute reizt auf hohe Berge zu kraxeln. Ich meine, was denken die sich wenn sie schweißgebadet oben ankommen und sich das weit entfernte Tal angucken? In meiner Vorstellung sag das etwa so aus: "Geil, sieht aus wie ausm Flugzeug. Dann mache ich wohl mal n Foto für Instagram. Mein rotes verschwitztes Gesicht kann ich ja mit nem Filter bearbeiten. Ich spüre meine Beine nicht mehr, jetzt latsche ich das alles wieder runter. Was bin ich toll" Und dann geben die sich selbst ein metales High Five und latschen den Berg wieder runter. Mega!
Völlig falsch ist das nicht, beschreibt aber überhaupt nicht das Gefühl auf dem Gipfel. Wenn man, wie in unserem Fall nach ca. 2,5 Stunden bergauf laufen auf der Spitze des Berges Roy ankommt und auf den See und gleichnamigen Ort Wanaka herunterschaut. Man fühlt sich, als würde man auf dem Dach der Welt sitzen. Irgendwie erhaben, aber winzig, schon fast andächtig klein. Und man schaut einfach auf das Wunder Erde hinab. Irgendwie wirkt alles realer. Die Tatsache, dass wir auf einem Brocken aus Gestein, Wasser und Feuer durchs Universum schweben. Angezogen von der Sonne, um die wir kreisen. Mit so vielen verschiedenen Formen des Lebens auf diesem Planeten. Alles scheint verbunden, alles scheint sich zu ergänzen, alles scheint zu atmen. Die Beine tuen gar nicht mehr so weh und die Lunge erholt sich. Man möchte die Freude herausschreien und das tut man dann auch. Naja und dann macht man sein Foto für Instagram, aber am besten von hinten, damit das verschwitzte rote Gesicht nicht das Bild ruiniert. Zumindest hier hat Covid-19 positive Auswirkungen, es ist nicht viel los und man muss nicht für ein Foto vor der perfekten Kulisse anstehen. Irgendwann wird es kalt, denn die Sonne steht tief und man erinnert sich an den langen Weg nach unten. Und dann, ja dann latscht man eben den ganzen Weg wieder runter ohne seine Beine zu spüren. Wahlweise kann man dabei sein Leben verfluchen oder darüber nachdenken, der Neuseeländischen Regierung einen Brief zu schreiben und zu verlangen, dass auf jedem Gipfel eine Zip-Line angebracht werden muss. Immerhin hat man auf dem Rückweg genug Atem, um sich zu unterhalten, falls nach 5 Stunden noch Themen vorhanden sind. - Mit Flynn ist das überhaupt kein Problem. Der schafft es sogar auf dem Hinweg nicht die Klappe zu halten.
Fotos vom Sawyer Burn Track
Fotos vom höchsten Berg in Wanaka oder auch Roy's Peak
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Uncle-Didi (Dienstag, 06 Oktober 2020 03:36)
Hi Linda. Scheint windig gewesen zu sein!? :-D ("Sitzbild" auf dem Gipfel.
Gruß Ich