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Besuch aus der Heimat

Ich weiß, ich habe meinen Blog in letzter Zeit schleifen lassen und das tut mir leid. Sorry Fans! (damit sind vermutlich -realistisch gesehen- nur meine Eltern gemeint)

 

Die letzten Wochen waren vollgepackt mit Abenteuern und Reiseerlebnissen und Besuch aus der Heimat. Zuerst war meine Cousine Marey für zweieinhalb Wochen auf der Nordinsel zu Besuch und an dem Tag, an dem sie von Auckland wieder Richtung Hamburg aufgebrochen ist, bin ich nach Christchurch geflogen, wo mich mein Kumpel Sascha vom Flughafen abgeholt hat.

 

Bei meiner Abreise hätte ich nie damit gerechnet, dass mich wirklich jemand von Zuhause besuchen kommt. Ich meine, Neuseeland ist ja nicht gerade um die Ecke. Wenn mich nicht alles täuscht, ist nur Fiji noch weiter weg. Abgefahren, dass sich nun gleich zwei Leute nacheinander auf den langen Weg um die halbe Erdkugel zu mir nach Neuseeland machten. Muss sehr reizvoll sein, das Land.

 

 

Mit Marey habe ich den südlichen Teil der Nordinsel erkundet, nachdem ich ihr die Bay of Islands und damit mein Zuhause der letzten Monate gezeigt habe. Wir haben ein paar Tage gebraucht, um uns wieder einzugrooven, aber das war ja auch zu erwarten. Jeder hat leicht abweichende Vorstellungen und es müssen zu zweit immer Kompromisse eingegangen werden. Jeden Tag aufs Neue. Weil Marey und ich aber schon einige Male zusammen in der Weltgeschichte unterwegs waren, kamen wir schnell wieder super beieinander an.

 

In Neuseeland sind mir bis jetzt viele Dinge zum ersten Mal passiert.
Zum Beispiel hatte ich noch nie bedbugs (Bettwanzen). Ja, Vergangenheit. Hatte. In einem süßen, dem Anschein nach super sauberen Hostel in Coromandel haben wir uns bedbugs eingefangen. Wir haben die Biester sogar schon gesehen, als wir abends auf dem Bett lagen, aber Marey meinte, das wär nicht so schlimm (sie hätte die schon mal gehabt und wäre da jetzt entspannter). Man könnte einfach die Klamotten danach heiß waschen und unsere großen Rucksäcke lagen ja noch im Auto, die wären also eh nicht kontaminiert. - Ich werde nie wieder auf meine Cousine hören. Am nächsten Morgen hat mein kompletter Körper gejuckt. Am Anfang waren die Stiche noch nicht sichtbar, aber nach und nach sah ich aus, als hätte ich Windpocken. Bedbugs Stiche jucken übrigens richtig fies. Überall steht, dass man die nicht aufkratzen soll. Dreimal dürft ihr raten, welcher Depp ohne Selbstbeherrschung jetzt überall Narben hat.
Nach dieser Horrornacht war ich sehr paranoid was das Mitschleppen der Bedbugs anging. Wir haben all unsere kontaminierten Klamotten in eine Tüte geworfen und bei nächster Gelegenheit gewaschen. Trotzdem habe ich Tage später eine kleine Bettwanze auf meinem Rucksack herumkrabbeln sehen. Das Ende vom Lied war, dass ich ALLES in einer nächtlichen Großaktion in einem Hostelwaschraum in Wellington nochmal heiß gewaschen und zweimal (die Trockner hier sind alle nahezu unbrauchbar) heiß getrocknet habe. Jetzt sieht alles gut aus und ich bin halbwegs überzeugt, die ekelhaften Blutsauger losgeworden zu sein.

 

Aber mir sind nicht nur negative Dinge zum ersten Mal passiert. Eine alpine Überquerung ist da schon deutlich cooler. Allerdings lief auch hier nicht unbedingt alles nach Plan. Alle Shuttle Busse wurden gestrichen, weil das Wetter zu schlecht angesagt war, um den 19,6 km langen Track durch die Berge zu laufen. Der leicht verrückte Besitzer unseres urigen Hostels bot aber an, uns für 20 Dollar zum Startpunkt zu fahren, wenn wir unser Auto auf dem Endparkplatz stehen lassen würden. Und weil ein Pärchen aus unserem Hostel total scharf darauf war, die Überquerung zu machen, aber kein eigenes Auto hatte, haben wir uns überreden lassen. Wir haben viele Leute getroffen, die sagen, das Tongariro Crossing wäre ein Spaziergang. Diese Leute halten mittelalterliche Folter aber vermutlich auch für eine Wellness Behandlung und die Hölle für eine Sauna. Okay, das ist vielleicht etwas überdramatisiert, aber ein Spaziergang war diese Wanderung für mich als Flachlandindianer nicht. Spaß gemacht hat es trotzdem und ich würde es tatsächlich wieder machen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass wir so gut wie nichts gesehen haben. Der Gipfel lag in den Wolken. Irgendwie mystisch, aber auch ziemlich schade. Wir sind trotzdem sehr stolz auf uns und Marey, die bei der Wanderung einige Ängste überwunden hat, ist sich sicher, dass sie so etwas nicht wieder machen wird. Man könnte also sagen, ich war bei einem historischen Moment dabei.

 

Cool waren außerdem unsere ersten Begegnungen mit Mittelerde. Ja, wir haben 80 Dollar ausgegeben, um uns Frodo's Heimat anzuschauen. Und ja, es waren auch noch ein paar andere Touristen da und nein, keine Hobbits in Sicht. Gelohnt hat es sich trotzdem.

Anderswo haben wir Drehorte gefunden, für die man keinen Eintritt zahlen muss, wie Berge oder super beeindruckende Felsnadeln ganz im Süden der Insel. Und durch Mordor sind wir ja quasi beim Tongariro crossing schon durch. Auch wenn sich der Schicksalsberg nicht so richtig zeigen wollte.

 

Wir hatten echt ne super gute Zeit und der Mietwagen war purer Luxus.

 

 

 

Mit Sascha war das Reisen natürlich wieder ganz was anderes. Kein Mietwagen, dafür zwei Daumen. Per Anhalter ging es von Christchurch vorbei am See Tekapo (mit spektakulärem Nachthimmel) und Wanaka in Richtung Süden. Sehr weit gekommen sind wir nicht, um ehrlich zu sein. Queenstown war einfach zu cool, um es zu schnell zu verlassen.

 

Hier konnte ich meiner Liste von Dingen, die ich in Neuseeland zum ersten Mal gemacht habe, noch einen weiteren Punkt hinzufügen. Obwohl das eigentlich gar nicht geplant war. Diese Geschichte ist witzig für Leute, die mich gut kennen. Die wissen nämlich, dass ich einfach nicht "nein" sagen kann.

Ich hatte also von dieser coolen Schaukel gehört. Die größte Schaukel der Welt. Über einer Schlucht. Klang spaßig. Also habe ich beim Informationsstand im Hostel mal nach dem Preis fragen wollen. Aber ehe ich mich versah - fragt mich bitte nicht, wie das passieren konnte, es ging viel zu schnell - hatte ich den höchsten Bungy jump Neuseelands und die größte Schaukel der Welt für den nächsten Tag gebucht. War billiger als Kombi Paket, was sollte ich da machen? Sascha wurde schon beim daneben sitzen und zuhören speiübel. Aber gebucht ist gebucht. Ein zurück gab es nicht mehr. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie ich die nächste Nacht geschlafen habe. Ich bin mehrfach von diesem unangenehmen Gefühl aufgewacht, das man manchmal im Traum hat, wenn man zum Beispiel auf eine Stufe treten will, aber ins Leere tritt und dann fällt, zusammenzuckt und aufwacht. Alles gleichzeitig. 

 

Am nächsten Tag ging es dann los ins Nevis Tal. Zum Nevis Bungy und zur Nevis Swing. Ich war so nervös. Eiskalte, verschwitzte Hände? Check! Trockene Kehle? Check! Herz rasen? Check!
Erst fährt man ewig Bus, dann wird man in ein Geschirr gestopft, dann fährt man mit ner kleinen Gondel an Drahtseilen zu einer größeren Gondel (sieht aus wie ne Raumstation, wie die da so in der Mitte der Schlucht über einem weit entfernten Fluss hängt), dann wird noch mehr Zeug an die Beine gebastelt, dann stirbt man fast vor Angst, versucht aber cool zu bleiben, dann sieht man anderen zu, die 134 Meter in die Tiefe springen und wieder hochgezogen werden und dabei nicht gekotzt haben und irgendwie gar nicht so panisch aussehen wie es in der Situation angemessen wäre, dann sitzt man auf einem Stuhl und es werden einem die Beine zusammen gebunden und dann watschelt man wie ein Pinguin zum Rande der Plattform und auf eine noch kleinere Plattform, dann winkt man blöd in diverse Kameras, versucht sich an alles zu erinnern, was einem vorher gesagt wurde (Kopf voran, unten beim dritten Mal bouncen das Seil an den Füßen mit aller Kraft nach links ziehen, damit sich der Karabiner an den Füßen löst, sie nicht mehr zusammen gebunden sind und man in eine sitzende Position fällt und nicht erschrecken, wenn's über einem laut "klong" macht, denn das ist nur das Ding, das sich in das Ding über einem einharkt und einen wieder hochzieht) und bloß... nicht.... runtergucken... (das sage ich mir) dann zählt der Typ irgendwie von fünf runter, aber ich bin bei drei schon weg.

 

Und denke ungefähr das: "Oh shit, shit, shit, yeah, ooooh yeah, juhuuuu, ich fliege! Das ist das coolste - Moment!, bounce ich schon? Ich glaub schon, fühlt sich an, als würde das Blut in meinen Kopf laufen. War das schon Nummer drei? Was nun? Ah - das Seil. Wieso passiert nichts? Oh nein, jetzt werden die mich kopfüber hochziehen. Wie peinlich. Nochmal kräftig dran ziehen. Yes! 'Klong' Oh wow, ganz schön hoch hier. Bitte nicht fallen lassen."

 

Und mein Fazit ist: JA 

Immer wieder JA! Leute, ich würde es wieder machen!! Das ist das coolste Gefühl überhaupt.

 

Ich dachte danach natürlich, ich wäre jetzt sehr mutig. Also hab ich bei der Schaukel gefragt, was die gruseligste Art zu schaukeln ist und der Typ meinte rückwärts ohne festhalten wäre super. Nun ja, als er den Knopf gedrückt hat und ich rückwärts ins Nichts gefallen bin, hat ein markerschütternder Schrei die Stille des Tals zerrissen. Erst danach wurde mir klar, dass ich diejenige war, die geschrien hat. Das Schaukelerlebnis nach dem 60 Meter tiefen Fall ist super entspannt und mega schön. Fast schon friedlich.

 

 

Sascha und ich haben schnell neue Freunde in Queenstown gefunden und alte wieder getroffen. Das ließ die Zeit wirklich schnell vergehen. Und man kann so einfach Geld für coole Aktivitäten ausgeben. Ob beim Gondel fahren, auf der Sommerrodelbahn, fürs Jet Boot oder einfach fürs gute alte Bier in Bars. Das Geld schmilzt förmlich dahin in Queenstown. Obwohl die Temperaturen eher das Gegenteil tun und man natürlich sagen muss, dass jeder Cent gut investiert ist, wenn es um Spaß geht. 


Queenstown hat nur einen (gewaltigen) Nachteil: das Essen. Es ist einfach zu gut. Egal, ob Eis, Doughnuts, Pizza, Pubfood, Frühstück im Café oder Sushi... 

Meiner Figur hat diese Stadt definitiv nicht gut getan.

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